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Deutsch-französische Spurensuche

 „Gärten sind Orte zwischen Natur und Kultur, Atempause und Erlebnis.“ Diese poetische Umschreibung eröffnet die zweisprachig verfasste Publikation „Spuren des Gartens – Les traces du jardin“.  „Gerne lassen wir uns von ihren Atmosphären überraschen“, aber: Um was geht es in einem Garten? Wie zeigen sich unterschiedliche Einflüsse der Gartenkultur in der zeitgenössischen französischen und deutschen Landschaftsarchitektur, welche Spuren hinterlassen vorherrschende Gestaltungsparadigmen? Gärten als soziale und kulturelle Orte, als Orte der Begegnung und Erholung mit ihrer ungebrochenen Wichtigkeit im Leben stehen im Fokus der Betrachtung dieses Buches.

von Jara Petersen erschienen am 28.02.2025
„Le Jardin de la Paix“ in Compiègne in Frankreich, geschaffen vom französischen Künstler Gilles Brusset, vom deutschen Landschaftsarchitekt Marc Blume und der italienischen Architektin Francesca Liggieri, erinnert an den Waffenstillstand von 1918, welcher hier in einm Zugwaggon unterzeichnet wurde. © Bild: Pierre-Yves Brunaud
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Von Jürgen Weidinger im Jovis Verlag herausgegeben, ist die Publikation eine Beitragssammlung verschiedener Spurensuchen von Autorinnen und Autoren aus Frankreich und Deutschland. Entstanden ist sie im Anschluss an ein deutsch-französisches wissenschaftliches Symposium mit dem Titel „Spuren des Gartens“, das 2019 an der Technischen Universität in Berlin stattfand, gemeinsam organisiert mit der Französischen Botschaft. Die dort diskutierten philosophischen, landschaftsarchitektonischen, kulturwissenschaftlichen, historischen und ästhetischen Themen rund um „Gärten“ bilden die Basis der Publikation.

Landschaftsarchitekt Thilo Folkert blickt in seinem Beitrag auf die Beziehungen des Gartens. Er unterstreicht die Bedeutung der räumlichen Verortung, des „Ortsspezifischen“ eines Gartens. Dank jüngerer urbaner Gartenkulturen mit Vorstößen in neue Räume verändere sich die traditionelle Verbindung zwischen Garten und Besitz, jedoch fehle einem Garten ohne Ortsbezug etwas ganz Wesentliches, nämlich die gewachsene Beziehung zwischen Garten und Mensch: „Ohne Bezug zum Ort ist das Thema des Gartens haltlose Projektion. “ Folkert schlägt vor, sich dem Thema des Gartens „jenseits des Strukturellen“ über das Handeln anzunähern: Ein Garten sei eine intensive sinnliche Erfahrung und seine Arbeiten keine „fertigen Gärten, sondern Gartenprojekte“, die sich durch aktive Versuche und Erfahrungen weitergestalten. In der französischen Landschaftsarchitektur würden die Begriffe „jardin“ (Garten) und „jardinnage“ (Gärtnern) denn auch „unbekümmert“ synonym verwendet, und am Symposium vorgestellte französische Projekte verfolgten einen „dynamischen und lebendigen Gestaltungsansatz“.

© Bild: Jürgen Weidinger

Jürgen Weidinger, Professor für Landschaftsarchitektur an der TU Berlin, bemerkt in seinem Kapitel über die Begegnungen mit französischer Landschaftsarchitektur eine unterschiedliche Auffassung über den öffentlichen Raum in den beiden Ländern. Eine nordeuropäische, protestantische „sozialdemokratisch-wohlfahrtsstaatliche“ Idee von stets zugänglichem und vielseitig genutztem öffentlichem Freiraum stehe der Tradition des genussvoll geschmückten, intensiv gestalteten „jardin public“ gegenüber. Weidinger bemerkt humorvoll, dass französische Gestaltungen im öffentlichen Raum immer wieder „kleine oder größere Verrücktheiten“ beinhalten, die in Deutschland wohl nicht durchkämen (wie aufwendige Staudenpflanzungen zwischen Parkplätzen). In der deutschen Landschaftsarchitektur, in der Tradition der „protestantischen Genügsamkeit“ stehend, gelte wohl weiterhin: „nicht zu exaltiert – dafür aber dauerhaft und robust“. Sich bei den französischen Gestaltungen inspirieren zu lassen und damit eine überraschende Mischform zwischen den gegensätzlichen Traditionen zu finden, könnte für schöne Überraschungen sorgen, meint Weidinger. Überraschend auch ist die Lektüre der „Spuren des Gartens“: Ganz im Stil einer Collage sind die unterschiedlichsten Betrachtungen und Betrachtungswinkel zusammengetragen und lassen eine vertiefte Auseinandersetzung mit den kulturellen Unterschieden, aber vor allem der Bedeutungsdimension von Gärten zu.

©

Jürgen Weidinger Hrsg., 268 Seiten, zweisprachig, zahlreiche Abbildungen, Softcover, 36 €. Jovis Verlag, 2024. ISBN 978-3-9861206-9-6

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