
Von Rüfen inspiriert
Herausforderung und Hauptaufgabe bei der Freiraumgestaltung des Schweizer Winzerhofs (siehe Gartenporträt, GÄRTEN 4) war die Entwässerung der Hoffläche, bei der es auch Starkregenfälle zu berücksichtigen galt.
von Heike Vossen erschienen am 18.11.2024Das Zentrum des Winzerhofes bildet die Hoffläche, die zugleich eine große Dachfläche ist und den unterirdischen Weinkeller bedeckt. Diese Hoffläche respektive Dachfläche über dem Weinkeller muss ebenso wie die Dachfläche des Hofgebäudes vor Ort entwässert werden.
Die Hoffläche ist zum darunterliegenden Weinkeller abgedichtet und mit Gefälle nach außen ausgebildet. Die Planung von Hariyo orientiert sich am Verlaufsprinzip von Bachläufen. Das Oberflächenwasser wird über Rinnen oder Mulden gefasst und seitlich nach außen geführt. Diese Rinnen sind gestalterisch als Rüfen inszeniert. Rüfen sind Gebirgsbäche, die sich nur bei Starkregen mit Wasser füllen und erodiertes Gesteinsmaterial mit sich führen. Ein überfließendes Wasserbecken speist die von den Planern geschaffenen Rüfen (siehe Skizze).
Die Belagsfläche setzt sich aus mehreren Gesteinsgrößen zusammen. Die Planerin Anja Gut berichtet von der agilen Bauherrenschaft, die selbst nach Recyclingsteinen für die Pflasterung der Hoffläche gesucht hatten und im Abbruch einer Passstraße fündig wurden. Die Menge reichte nicht ganz für die ursprünglich geplante Pflasterfläche – entsprechend passte das Planerteam die Fläche an und reduzierte die Pflasterung. Die angrenzende Chaussierung (wassergebundene Decke) und Bocciabahn ließen einen flexiblen Übergang und Änderung der Flächengrößen zu.
Die Natursteinplatten sind aus regionalem Alpenkalk (Calanda Kieselkalk), die Pflasterung lässt ein Versickern des Oberflächenwassers zu, die Rinnen jedoch sind ausgemörtelt und dicht. Das Dachwasser fließt in einen unterirdischen Regenwassertank. Ursprünglich war geplant, dass auch der Brunnen über dieses Regenwasser gespeist wird und der Brunnenrücklauf über die Rüfen in den Regenwassertank zurückfließt. Das ist bislang noch nicht realisiert (siehe Skizze).
Die Bepflanzung orientiert sich gestalterisch ebenfalls an den „Rüfen", so wurden kiesige Pionierflächen angelegt und aufgeschüttet, welche als natürliches Vorbild die Pflanzengesellschaften der Alluvionen mit krautiger Pioniervegetation haben. Als typische Arten wurden etwa Epilobium dodonaei (Rosmarin-Weidenröschen), Gypsophila repens (Zwerg-Schleierkraut) und Hippophae rhamnoides (Sanddorn)verwendet.
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