Europäischer Gartenpreis 2024
Auszeichnungen für historische Gärten, moderne Parks und Maßnahmen zur Klimaanpassung auf Schloss Dyck. Insgesamt wurden sechs erste Preise und vier zweite Preise vergeben.
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Seit 2010 haben mehr als 130 Preisträger aus 22 Ländern den Europäischen Gartenpreis erhalten. Viele wurden für herausragende Leistungen in der Pflege und Entwicklung historischer Gärten, der zeitgenössischen Gartengestaltung oder für beispielgebende Maßnahmen zur Klimaanpassung ausgezeichnet. Dieses Jahr wurden zehn Preisträger von der internationalen Jury auf der Grundlage eigener Nominierungen und von Vorschlägen aus der offenen Ausschreibung ausgewählt.Am Nachmittag des 28. Juni eröffnete Simeon Graf Wolff Metternich, Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Schloss Dyck, die Preisverleihung auf Schloss Dyck. Er begrüßte Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen.
Die Ministerin würdigte die Bedeutung der Idee, der Umsetzung und des Erfolges des ersten Gartens aus der Ukraine, der mit einem Europäischen Gartenpreis ausgezeichnet wurde: Nad Dzherelom in Lwiw.
Neben diesem Gewinner erhielten zwei Gewinner aus dem Vereinigten Königreich sowie Gewinner aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden den ersten Preis. Die vier zweiten Preise gingen an Frankreich, das Vereinigte Königreich, die Schweiz und die Tschechische Republik.
Dank einer Förderung aus dem Bundesprogramm "Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel" für ihr Projekt zur Realisierung und Förderung eines klimaneutralen Schlosses und Parks konnte die Stiftung Schloss Dyck drei Gewinner in der Kategorie "Klimaanpassungsmaßnahmen in Parks und Gärten" auszeichnen. Alle drei Preisträger erhielten einen ersten Preis, weil sie - mit sehr unterschiedlichen Ausgangspunkten, Standorten und Zielsetzungen - gezeigt haben, dass solche dringend notwendigen Maßnahmen nicht nur kulturelle Werte sichern, sondern auch neue urbane Qualitäten, attraktive Landschaften und ökologische Vorteile schaffen können. Die gemeinsame Laudatio auf die drei Preisträger hielt Philipp Sattler, Geschäftsführer der Stiftung Die Grüne Stadt.
Auszeichnungen
1. Preis und Sonderpreis
Nad Dzherelom (UA) ist ein ganz besonderer Ort für Binnenflüchtlinge, der aus einem stillgelegten Steinbruch entstanden ist. Die Strukturen dieser Landschaft wurden bei der Anlage eines Sees, von Spielplätzen und Sitzgelegenheiten erhalten. Die verwendeten Materialien erlauben es der Natur, sich so viel wie möglich von dem Gelände zurückzuholen. Nad Dzherelom ist eine Initiative der Stadtverwaltung von Lwiw und von Organisationen, die gegründet wurden, um den vom Krieg betroffenen Menschen zu helfen. Nach einer Laudatio von Jens Spanjer, Vorsitzender der Stiftung Schloss Dyck, wurde das Projekt mit dem Sonderpreis der Stiftung Schloss Dyck ausgezeichnet.
1. Preis in Kategorie Klimaanpassung
Mount Stewart (GB), im Besitz des National Trust, zeigt die überraschende Vielfalt der Mikroklimata in einem küstennahen, historischen Park. Die Arbeiten dort zeigen auch, wie die Landschaft an die Auswirkungen des Klimawandels angepasst werden muss. Dazu zählen auch die Verlagerung von Teilen des Gartens und die Einführung neuer, widerstandsfähigerer Pflanzen, wodurch gleichzeitig die historischen Werte und die außergewöhnliche Schönheit des Parks erhalten bleiben. Mit dem 1. Preis für Mount Stewart wird auch die jahrzehntelange Arbeit des National Trust im Bereich des Denkmal-, Natur- und Gartenschutzes gewürdigt.
1. Preis in Kategorie Klimaanpassung
Der Grüne Bunker St. Pauli (Deutschland), der zweite Gewinner eines 1. Preises in dieser Kategorie, ist ein einzigartiger öffentlicher Park von hoher Umweltqualität und soziokultureller Bedeutung in Hamburg. Der von Landschaftsarchitektur+ und Hilldegarden e.V. entworfene bzw. initiierte Park besteht aus einem Dachgarten und einem 560 m langen grünen Bergpfad, der auf den 58 m hohen ehemaligen Flakbunker führt. Bäume und andere Pflanzen mussten von der Baumschule Lorenz von Ehren so ausgewählt werden, dass sie an diesem schwierigen Standort gedeihen.
1. Preis in Kategorie Klimaanpassung
Ein dritter 1. Preis für ein Klimaanpassungsprojekt ging an die Waterdunen in den Niederlanden, die von der Organisation Het Zeeuwse Landschap in Zusammenarbeit mit einer Reihe von regionalen Partnern geplant und verwaltet werden. Dieses groß angelegte Projekt verbindet die Notwendigkeit des Küstenschutzes mit der Schaffung einer neuen Gezeitenlandschaft, die die biologische Vielfalt, die Erholungsmöglichkeiten und die Wirtschaftskraft der Region steigert.
1. Preis in Kategorie historische Parks
Die bemerkenswerte Entwicklung der Gesamtanlage, mit neuen Gärten und einer Reihe von historischen Gärten und Gebäuden, das besondere Design und die sorgfältige Pflege überzeugten die Jury, Walmer Castle and Gardens (GB) den diesjährigen 1. Preis in der Kategorie "Management oder Entwicklung eines historischen Parks oder Gartens" zu verleihen. Walmer Castle wird von English Heritage verwaltet, das ebenso wie der National Trust für seine vielfältigen Aktivitäten zur Erhaltung und Entwicklung von Stätten von natürlichem oder historischem Interesse im Vereinigten Königreich hoch angesehen ist. Mit dem 1. Preis wird auch die Erfolgsgeschichte von English Heritage gewürdigt.
Zwei 2. Preise in Kategorie historische Parks
Die beiden zweiten Plätze in der Kategorie "Verwaltung oder Entwicklung eines historischen Parks oder Gartens" gingen an Parks in der Tschechischen Republik und in Frankreich:
- Schloss Lednice mit seinem Park (CZ) ist das Juwel der Region Lednice-Valtice, die seit 1966 zum UNESCO-Welterbe gehört. Mit dem 2. Preis wird die Restaurierung und teilweise Neugestaltung der Gebäude und Gärten in den letzten Jahren gewürdigt. Besucher können 550 Baumarten entdecken. Ein Blickfang ist das Palmenhaus dessen kunstvolle Restaurierung auf der Grundlage von zehn Fotografien mit dem Ziel umgesetzt wurde, die Atmosphäre des 19. Jhs. wiederherzustellen.
- Die Gärten des Manoir d'Eyrignac (FR), die sich seit 22 Generationen im Besitz derselben Familie befinden, wurden nach alten Manuskripten und Illustrationen angelegt und verbinden Aspekte eines Renaissance-Gartens des "Grand Siècle" mit mittelalterlichen Nutzgärten und einer modernen Gestaltung. Mehr als 300 Buchsbaum- und Eibenskulpturen säumen die Alleen und zeugen von der hohen Kunst des Formschnitts mit Schere, Schnur und Senklot. Diese gärtnerische Leistung wird mit einem 2. Preis in dieser Kategorie belohnt.
1. Preis Kategorie Design und Konzept zeitgenössisch
Nicht ein einzelner Garten, sondern eine einzigartige Landschaft voller zeitgenössischer Gärten wurde mit dem 1. Preis in der Kategorie "Design oder Konzept eines zeitgenössischen Parks oder Gartens" ausgezeichnet: das Internationale Festival de Jardins - Hortillonnages Amiens (FR). Seit 2010 sind Designer, Architekten und Künstler eingeladen, Ideen für Gärten einzureichen. Die von art & jardins | Hauts-de-France und seiner Jury ausgewählten Gärten werden in dieser Wasserlandschaft bei Amiens realisiert und können zu Fuß oder mit dem Boot besichtigt werden. Die Besucher werden nicht nur überraschende Gärten entdecken, sondern auch ein Verständnis für die Beziehung zwischen Natur, Kunst und Gesellschaft sowie für die Auswirkungen des Klimawandels entwickeln.
2. Preis Kategorie Design und Konzept
Im Hepworth Wakefield Garden (GB), dem Gewinner des 2. Preises in dieser Kategorie, gibt es ebenfalls ein Zusammenspiel zwischen Kunst und Gartengestaltung. Der Garten von Tom Stuart-Smith, der den neuen Museumskomplex auflockert, basiert auf einem Naturalismus, der die tiefe Verbundenheit der Bildhauerin Barbara Hepworth mit der Landschaft widerspiegelt. Mehr als 14 000 Stauden, 120 m Hecken, 52 Bäume sowie 60.000 Frühlingszwiebeln bilden einen lebendigen Rahmen für Kunstinstallationen und sind auch für sich genommen eine große Attraktion.
2. Preis
Eine Grünstrategie trägt viel zur Atmosphäre und Qualität des Wohnens und Arbeitens im sich rasant entwickelnden Quartier Zürich West bei. Ein wesentliches Element dieser Strategie und deshalb mit dem 2. Preis ausgezeichnet, ist der Atmos Dachgarten (CH), entworfen von Studio Vulkan und EM2N. Dieser Garten bietet Ruhezonen für Kontemplation und Gruppenarbeit und eine üppige Vegetation, die den Standortbedingungen angepasst wurde und als Puffer für Regenwasser dient.
Jurymitglieder 2024
Kerstin Abicht (D), Roswitha Arnold (D), Ed Bennis (GB), Gunnar Ericson (S), Jacob Fischer (DK), Davorin Gazvoda (SLO), Johanna Leissner (D), Phillip Sattler (D), Jens Spanjer (D), Lieneke van Campen (NL), Michael Walker (GB).