Garten-Oskar 2024

Auszeichnung für den Park Rosenhöhe in Darmstadt

Der Park Rosenhöhe in Darmstadt wurde für die Sanierung und Weiterentwicklung mit dem Garten-Oskar 2024 ausgezeichnet. Der Park hat seit 1817 viele Änderungen erfahren. Bei der jüngsten Sanierung standen Nachhaltigkeit und Resilienz gegen den Klimawandel im Fokus - was der Rosenhöhe den Garten-Oskar beschert hat.

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Rosenhöhe Darmstadt: Rosarium mit Rosendom und Beete mit Rosen und trockenheitsresistenten Stauden im Vordergrund<br>
Rosenhöhe Darmstadt: Rosarium mit Rosendom und Beete mit Rosen und trockenheitsresistenten Stauden im Vordergrund
Grünflächenamt Darmstadt
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Rosenhöhe 1.0 – Die Vision einer Landschaftsidylle wird Wirklichkeit

Die Entstehung des Parks geht wohl auf das Jahr  1817 zurück. Großherzogin Wilhelmine (geb. Markgräfin von Baden) erwarb Grundstücke auf dem sogenannten Busenberg und ließ von dem Schwetzinger Gartenbaudirektor Johann Michael Zeyher eine Parkanlage planen und bauen. Der Leitgedanke der Gartenanlage war der Englische Landschaftsgarten, d.h. eine idealisierte Landschaft, eine romantische Idylle mit Wiesen, Baumgruppen, Ausblicken und Architekturelementen. Im Jahr 1826 erhielt die Parkanlage eine neue Bewertung als Grablege des großherzoglichen Hauses durch den Bau des klassizistischen Mausoleums durch Moller sowie des Neuen Mausoleums (1905-1910) durch Karl Hofmann.

Rosenhöhe 2.0 – Der Rosengarten wird Herzstück des Landschaftsparks

1900 erbte Ernst-Ludwig Großherzog von Hessen und bei Rhein die Rosenhöhe. Er ließ schon bald umfangreiche Neu- und Umgestaltungen durchführen. Auf der höchsten Erhebung schuf er einen Rosengarten, der als Darmstädter Stil in die Geschichte der Gartenkunst einging. Er ist charakterisiert durch die Verschmelzung italienischer Gartenarchitektur mit Stilelementen des englischen Rosengartens.  Aus Kostengründen erfolgte der Ausbau Schritt für Schritt und zahlreiche Baumaterialien für Treppen und Mauern wurden z.T. aus zweiter Hand erworben.

Rosenhöhe 3.0 – Dornröschenschlaf (und teilweiser Niedergang)

Nach dem 2. Weltkrieg verwilderte die Anlage zunehmend. 1953 wurde von Prinz Ludwig von Hessen und bei Rhein, einigen Honoratioren der Stadt sowie des Landes Hessens der Verein Neuen Künstlerkolonie e.V. gegründet. Prinz Ludwig stellte 55.000 qm für die Errichtung von Bungalows zu Verfügung.In den Folgejahren wurden weitere Teile des Parks zur Bebauung freigegeben. Vor allem die Bebauung im südl. Teil des Parks stellte eine Zäsur dar, da Teile des alten Landschaftsparks sowie historische Wegführungen vernichtet wurden. In den 1970er Jahren gab es daher den Wunsch aus weiten Teilen der Bevölkerung, den Park nicht weiter zu verbauen, sondern wieder erlebbar zu machen. Nach langwierigen Verhandlungen mit dem Großherzoglichen Haus ging die Rosenhöhe 1980 Anlage in den Besitz der Stadt Darmstadt über. Bereits  im Folgejahr begannen umfangreiche Sanierungsmaßnahmen.

Rosenhöhe 4.0 – Der Park wird für die Bevölkerung erlebbar

Wie einst beim Großherzog Ernst Ludwig war das Budget begrenzt, so dass sich die Sanierung über mehrere Jahre hinzog.  Ein Großteil der Arbeiten wurde von Fremdfirmen ausgeführt. Viele Sanierungsmaßnahmen und Pflanzungen wurden aber auch von der Ausbildungskolonne der Abteilung Grünflächenunterhaltung ausgeführt.1995 wurde der Förderverein Park Rosenhöhe gegründet. Viele Mitglieder engagieren sich als ehrenamtliche Helfer und Helferinnen und unterstützen das Gärtnerteam bei der Pflege des Rosariums. Der Verein unterstützt den Park und das Grünflächenamt aber auch finanziell. Er organisiert Spendenaktionen und übernimmt Reparaturen an Einrichtungsgegenständen wie Sitzbänke, Zäune und Pergolen. Mit Hilfe des Vereins konnte 2015 das historische Teehaus saniert werden.Der Rotary Club organisierte und finanzierte 2009 die Sanierung des Rosendoms, das Herzstück des Rosariums. Die marode gewordenen Holzkonstruktion wurde durch eine Konstruktion aus Stahlträgern ersetzt.  Die Kuppel bildet den Mittelpunkt der Rosenpergola – das Ensemble zieht zur Rosenblüte im Juni zahlreiche Besucher und Besucherinnen an.

Rosenhöhe 5.0 – Nachhaltigkeit und Resilienz gegen den Klimawandel im Fokus

Knapp 40 Jahre nach der Erstsanierung war die Vitalität der meisten Pflanzungen in einem schlechten Zustand. Viele Beete waren sehr stark verunkrautet und waren durch reine Pflegemaßnahmen nicht mehr in den Griff zu kriegen. Es wurde ein Sanierungskonzept aufgestellt und dem Magistrat vorgestellt. Dieser bewilligte eine jährliche Summe, die für die Sanierungsmaßnahmen verwendet werden können. Dabei wurden drei Hauptziele gesteckt: eine hohe Attraktivität der Parkanlage für Besucher, Optimierung von Pflanzung und Pflege hinsichtlich der momentanen Klimabedingungen und Erhöhung der floristischen und faunistischen Biodiversität. Ein wichtiger Aspekt ist die Anpassung der Pflanzungen an die veränderten Umweltbedingungen. Bei der Auswahl der Stauden und Gehölze wird großer Wert auf Trockenheitstoleranz gelegt. Durch das Abmulchen der Beete mit mineralischen Materialien konnte die Anzahl der Wässergänge reduziert werden. Auch der Einbau von Tropfschläuchen hilft, die ausgebrachten Wassermengen zu reduzieren.

Zur Erhöhung der Biodiversität wurden zahlreiche Maßnahmen umgesetzt. Es werden zunehmend Stauden und Rosen mit ungefüllten Blüten gepflanzt, um bestäubenden Insekten Nahrungsquellen zu bieten. Durch die Pflanzung von Frühlingsblühern wird den ersten Insekten des Jahres, wie z.B. Hummeln, ein guter Start ermöglicht. Auf der Rosenhöhe werden seit über 10 Jahren keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Auf synthetischen Dünger sowie auf Torfprodukte wird weitestgehend verzichtet. Absterbende oder bereites tote Bäume werden nicht sofort gefällt. Wenn keine Gefährdung für die Besucher besteht, werden diese Bäume als Habitatbäume so lange wie möglich stehen gelassen. Ist eine Fällung unvermeidbar, oder sind die Bäume aufgrund von Sturmereignissen umgefallen bzw. abgebrochen, werden sie kleingesägt und die Stammstücke zu Totholzstapeln aufgeschichtet. Oft werden diese Holzstapeln mit Benjeshecken kombiniert, so dass auch anfallender Gehölzschnitt nicht entsorgt werden muss, sondern in der Anlage und damit im Kreislauf verbleiben kann. Es entstehen wichtige Lebensräume für Vögel,  Käfer, Spinnen und Kleintiere.

Ein weiterer wichtiger Baustein in der Biodiversitätsstrategie ist die Umstellung der Wiesenmahd. Außerhalb des Rosariums werden Grünflächen nur noch ein- bis zweimal im Jahr gemäht. Es entstehen abwechslungsreiche Wiesen, die je nach Lage und Standort unterschiedliche Pflanzen- und Insektengesellschaften beherbergen. Die Wiesen werden zu unterschiedlichen Zeitpunkten gemäht (Mosaikmahd) und wenn möglich werden Refugien und Säume stehen gelassen. Ein Großteil des Mahdguts wird zu Heu verarbeitet und von einem Landwirt in der Nachbarschaft für seinen Viehbestand genutzt.Rom ist nicht an einem Tag gebaut worden – und auch die Rosenhöhe nicht! Sowohl bei Großherzogin Wilhelmine als auch bei Großherzog Ernst-Ludwig nahmen der Bau des Parks und des Rosariums mehrere Jahre in Anspruch. Als die Stadt Darmstadt den Park 1980 übernahm wurden die Sanierungsarbeiten aus finanziellen und organisatorischen Gründen in mehrere Abschnitte unterteilt. Auch die jetzigen Umbauten und Neupflanzungen geschehen nach und nach, so dass der Park während der Arbeiten geöffnet bleiben kann und stets nur kleine Bereiche für den Publikumsverkehr geschlossen werden müssen. Und  wie bereits in den 80er Jahren geschehen, sind viele Arbeiten von der Ausbildungskolonne ausgeführt worden.

Der Anfang wurde 2017 mit der Neugestaltung der Beete für die Partnerstädte gemacht. Es folgte die Sanierung der trapezförmigen Rosenbeete am Rosendom. Beim ersten Abschnitt stand der Bau einer Trockenmauer aus Sandstein im Vordergrund, bei welcher die Auszubildenden ihre Fertigkeiten im Umgang mit Naturstein vertiefen konnten. Weitere Ausbildungsziele, wie Pflastern, Vermessen und das Durchführen von Bodenarbeiten konnten erfolgreich umgesetzt werden. Die Sanierung der Rosen-Sortimentsbeete, die Neugestaltung der Stauden-Farbbeete und der beiden Beete mit Historischen Rosen erfolgte ebenfalls durch die Ausbildungskolonne.

Das Hauptziel der Umgestaltung war (und ist), dass die Anlage für Bürger und Besucher attraktiver wird. Die steigenden Besucherzahlen und das erfreulicherweise meist positive Feedback bestärken uns in unseren Bemühungen. So kamen aus der Bürgerschaft zwei große Einzelspendendurch. Diese ermöglichten die Gestaltung eines Hortensienbeetes und eines der Beete mit Historischen Rosen.

Die Neuanlage des Rosenparterres mit den Sortimentsbeeten hat einen großen Teil des Budgets verschlungen. Um die Kostenentwicklung etwas zu bremsen, kam die Idee auf, für die 136 Rosenbeete Spender und Spenderinnen zu suchen. Innerhalb eines Wochenendes waren alle Beete vergeben und leider mussten einige Interessenten abgewiesen werden.Viele Besuchende suchen die Interaktion mit den Gärtnerinnen und Gärtnern der Rosenhöhe. Sie stellen Fragen zu den Pflanzen oder vergeben Komplimente. Nur selten wird Kritik geäußert. Die Besucher, die tagsüber die Rosenhöhe besuchen, sind meistens an den Pflanzungen interessiert oder führen ihre Besuch  durch den Park (oft in Kombination mit dem Weltkulturerbe Mathildenhöhe). Abends kommen dann diejenigen Menschen, die nach einem anstrengenden Arbeitstag Erholung und Entspannung suchen. An den Wochenenden sind es oft Familien, die den Park für ein kleines Picknick aufsuchen.

Die Rosenhöhe hat sich über die letzten knapp 200 Jahre stark verändert: Von einem großherzoglichen Park, der dem Amüsement einer Fürstenfamilie diente zu einem Park für die Bürgerschaft. Der Park liegt am Rande der Stadt – aber mitten im Herzen der Bürgerinnen und Bürger Darmstadts.

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