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Seminar bdla special

Seminar zu ressourcenschonender Pflanzenverwendung war ein Erfolg

Mit über 90 Teilnehmern und hochklassigen Rednerinnen und Rednern war das ausgebuchte Seminar zu ressourcenschonender Pflanzenverwendung ein Erfolg. Im Folgenden ein kurzer Einblick in die Themen. 

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Das bdla-Spezial fand auf dem Areal der Landesgartenschau Wangen statt. Zum Abschluss des Seminars gab es Führungen zu den Staudenpflanzungen, dem Sommerflor und den Gehölzen der Schau. 
Das bdla-Spezial fand auf dem Areal der Landesgartenschau Wangen statt. Zum Abschluss des Seminars gab es Führungen zu den Staudenpflanzungen, dem Sommerflor und den Gehölzen der Schau. Heike Vossen
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"We overestimate design and underestimate management."
James Hitchmough

Mit diesem Zitat bringt es der erste Redner des Seminars, Staudenexperte James Hitchmough (GB), auf den Punkt und bezeichnet dies als das Problem der Landschaftsarchitektur. Denn die ausgefeiltesten Pflanzpläne nützen wenig, wenn die Pflege aus Kostengründen oder mangelnden Fertigkeiten vernachässigt wird. Der emeritierte Professor von der Universität Sheffield zieht gleich zu Beginn das Publikum mit seinen Prärie- und Wiesenpflanzungen in seinen Bann, die er über Aussaat entwickelt und gibt Einblicke in die termingenaue Wiesenplanung des London Olympic Parc, die anlässlich der Olympischen Spiele 2012 realisiert wurde. 

Um Pflege und Pflegekonzepte ranken sich auch einige der Folgebeiträge. Aber zugleich gibt jeder Redner und jeder Rednerin auch Einblicke in die jeweilige individuelle Herangehensweise, mit der Pflanzpläne, Gartenräume und Pflegekonzepte entwickelt werden. 

"Vielfalt im Kleinen, Einheit im Großen"
Heiner Luz

Landschaftsarchitekt Heiner Luz aus München greift weit aus und kommt über die ihn prägende Gestaltlehre auf seine eigene Entwurfshaltung, die sich im Laufe seines Planerlebens herauskristallisierte: "Vielfalt im Kleinen, Einheit im Großen". So entwickelte er den Entwurfsansatz der Aspektbildner: Diese Aspekt- oder Strukturbildner nehmen in seinen Planungen 70- bis 80 % der gesamt Stauden- und Gräserfläche ein. Das birgt natürlich auch ein Risiko in sich, sofern die Aspektbildner vergehen - so zum Beispiel geschehen bei Rasen-Schmielen (Deschampsia) im Landschaftspark München-Riem, die sich nach dem Abmähen nicht regenerierten. 

"In unserem Berufsstand ist Demut wichtig." 
Stefan Aeschlimann

Der Schweizer Gartenarchitekt Stefan Aeschlimann spricht über "novel ecosystems"  und zitiert William Robinson (1838-1935) mit dem Ausspruch "to use plants in the right position" als Basis für den Erfolg einer Pflanzung. Er sieht noch viel Forschungsraum für unsere Disziplin, um die symbiotischen Beziehungen zwischen den Pflanzen zu erkunden und stellt beispielhaft das Rheinufer in Basel vor, an dessen steinern gebauten Böschung sich unzählige Arten und Sorten ohne Zutun des Menschen entwickelt haben. 

Landschaftsarchitektin Bettina Jaugstetter aus Weinheim spricht über stresstolerante Pflanzungen und geht auf die Schwierigkeiten der Pflege ein, der sie mit klar ausgearbeiteten Pflanz- und Pflegekonzepten begegnet. So erläutert sie ihre pflanzengebende Struktur, das Mischpflanzenprinzip, bei der  bis zu 10 % Gerüstpflanzen sind, Begleitstauden nehmen 10-40 % der Fläche ein, Bodendecker 30-50 % und Füllstauden ebenfalls bis zu 10 %. 

Daniela Corduan, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Berlin spricht über Forschungsergebnisse zu Pflanzungen in Retentionsmulden und thematisiert Einstau und Trockenheit. Die maximale Einstaudauer liegt laut FLL aktuell bei 24 Stunden, diskutiert wird eine Erweiterung auf 84 Stunden, die Auswirkungen dazu sind aber nicht erforscht. Das Problem in Berlin sei jedoch nicht die Einstauzeit, die aufgrund der durchlässigen Böden ohnehin nie erreicht wird, sondern lange Trockenphasen. Im Vergleich zwischen Rasen und Stauden mit Gehölzen zeigt sich, dass höhere Pflanzen die Retentionsleistung stärken, da sie tiefer wurzeln. 

Lisa Klöpfer von Moola Pflanzenkohle und Emir Hasanagic, Projektmanager der Forschungsgruppe Black2GoGreen der Hochschule Geisenheim University, erläutern das Potenzial von Pflanzenkohle: Da unser CO2-Ausstoß bereits jetzt höher ist als geplant, braucht es smarte Lösungen, wie wir zum Beispiel CO2 binden können. Hasanagic beziffert die sogenannte Ambitionslücke, die fehlende CO2-Reduktion um CO2-neutral zu werden auf bis zu 10 % des Ausstoßes - eine Menge, die über Pflanzenkohle gebunden werden könnte, um dann im Straßenbau oder als Pflanzsubstrat zum Einsatz zu kommen. Als Substrat verwendet werden der Pflanzenkohle noch weitere positive Eigenschaften zugesprochen, wie Forschungen zum Pflanzenwachstum und zur Wurzellenkung ergeben. 

"Stauden und Gehölze haben die Kraft, den menschlichen Maßstab wiederherzustellen" 
Severin Krieger

Staudenexperte Severin Krieger aus Winterthur (CH) thematisiert die Gestaltung der Stadtnatur und zieht mit Gestaltelementen wie Rhythmik und Lautstärke Parallelen zur Musik. Beispielhaft zeigt er anhand seiner Projekte, wie Pflanzen die Macht haben, zu entschleunigen und den menschlichen Maßstab wiederherzustellen. Zusätzlich thematisiert er die sogenannte 80:20-Regel der Stadt Zürich, die 80 % heimische Pflanzen vorsieht. Diese Regelung, die zunehmend strikter gehandhabt werde, schränke die Vielfalt ein und berge eine Gefahr für die Biodiversität. 

FREIRAUM GESTALTEN unterstützte die Veranstaltung als Medienpartner. 

 

 

 

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